Es heißt immer noch: Abstand! Meine Freunde fragen immer wieder, könnt ihr jetzt überhaupt trainieren? Und, was habt ihr während des Lock-downs gemacht? Tja, gute Frage. Nicht viel. (siehe HRWMD #14) Aber es gab immer wieder live online Trainings. Wie stellt man sich das vor? Ich kämpfe gegen einen Youtube-Gegner und versuche dabei meinen Bildschirm nicht zu demolieren? Nein. Ein erfahrener Trainer, in meinem Fall der Bundestrainer Dieter Knüttel, lädt dazu ein. Es gibt ein Thema, wie z.B. auch bei einem Lehrgang. Dazu werden verschiedene Techniken gezeigt und die Teilnehmer machen nach und mit und probieren aus. Er schaut sich das ganze über die Webcam an und korrigiert, wo nötig. Das coole: man sieht sich direkt selbst in seinem Webcam-Bild. Das hilft mir oft bestimmte Bewegungen „richtig“ auszuführen. Weiterhin bekommt man direkt Feedback, da der Teilnehmer-Kreis im Gegensatz zu einem Lehrgang überschaubarer ist. Ich glaube das meiste waren so ca. 15 Leute, die gleichzeitig versucht haben ihre Einrichtung und Bildschirme unversehrt zu lassen. Natürlich ersetzt es nicht das Training mit einem realen Partner, wo man direkt Ziele ansprechen kann, den Stock des Gegenüber fühlt oder aber auch ein kurzes Schwätzchen zwischendurch hält. 😉 Aber es gibt viele Techniken, die Koordination schulen und die man ohne Partner machen kann. Super schwer: Wirbeln mit zwei Stöcken in unterschiedliche Richtungen. Da kann man sich eine ganze Weile dran aufhalten, bis man die Stöcke aus Frust mit vielleicht etwas zu viel Geschwindigkeit in die Ecke ’stellt‘. Auf Dauer ist dieses online Training nix für mich. Aber es war und ist eine gute Möglichkeit von Trainern zu lernen, die nicht gleich ums Eck wohnen und man kann es direkt abends nach dem Abendbrot noch einschieben. Und in Zeiten von Kontaktverbot & Co. eine wunderbare Möglichkeit nicht komplett FMA-mäßig einzurosten.
Das war meine Sicht als Rookie auf Online-Trainings. Fragen wir doch mal Carsten, einen erfahrenen FMA’ler, ob ihm die ganze Sache auch was bringt oder gebracht hat:
Es lohnt sich immer einen Blick über den eigenen Tellerrand zu werfen. Und das ist in dieser Zeit einfacher denn je, denn aufgrund abgesagter Lehrgänge und Trainings müssen viele Instruktoren und Großmeister nach neuen Wegen suchen ihre jeweiligen Stile zu verbreiten und auch Einnahmeverluste zu kompensieren. Hierfür bietet sich das Online-Training als, zugegebenermaßen nicht gleichwertiger aber dennoch wertvoller, Ersatz an.
Mit der Zeit entstanden immer mehr Angebote an Online-Trainings oder -Seminaren teilzunehmen. Viele davon wurden und werden auch als offene Trainings angeboten, so dass man ohne bestimmte Verbandszugehörigkeit teilnehmen kann. Und alles was man dafür braucht ist ein Computer, eine stabile Internetverbindung und ggf. eine Kamera. Die Kosten für die Trainings halten sich meist in engen Grenzen, zumal keine Anfahrts- und Übernachtungskosten anfallen. Und nicht zu vergessen: Man kann mit Trainern arbeiten, die man normalerweise nicht oder nur mit erhöhtem Aufwand erreichen könnte. Man bekommt also sehr viel Nutzen für sehr wenig Aufwand.
Auf diesem Wege konnte ich schon an Trainingseinheiten mit Trainern aus Deutschland, Italien, Österreich und den USA teilnehmen. Neben jeder Menge A-LOT’s (Arnis Live online Training) von Datu Dieter Knüttel (Modern Arnis) gab es auch Trainings in Nickelstick und Cuentada Balintawak, Jiu Jitsu sowie z.B. das 6th Annual Spring FMA Thing von Tye Botting.
Natürlich ersetzt so ein Online-Training kein reales Training aber ich betrachte es als eine willkommene Ergänzung. Neben all den Einschränkungen, die uns diese Zeit bringt, gibt es eben auch Chancen zur eigenen Weiterentwicklung. Ich hoffe, dass zumindest ein Teil der Angebote auch nach der Zeit der Kontaktsperren erhalten bleibt.